Heutzutage verstehen wir unter Wissensmanagement, das Anbieten von Wissen aus einem grossen über die menschliche Entwicklung angehäuften Wissenspool. Dabei interessiert das individuelle Bedarfsprofil nur am Rande. Der Bedarf gründet auf einem erfahrungsorientierten Profil, also einem Durchschnitt, einer Norm. Beispiele sind hierfür,
- der Schulstoff eines Jahrgangs auf einer bestimmten Stufe,
- der Semesterstoff einer weiterbildenden Institution,
- die technischen Voraussetzungen einer Studienrichtung (Medizin, Maschinenbau,...),
- eine Vorgabe der Gesellschaft wie beispielsweise ein Trend, ein Mainstream-Thema, ... .
Es wird also aus dem Wissenspool annahmebezogen angeboten. Die Norm gilt als erfüllt und bestanden, wenn der angebotene Stoff fussend auf dem zugrunde liegenden Erfahrungsprofil abgearbeitet und entsprechend überprüft wurde.
Diese Form von Wissensvermittlung kann nur solange sinnvoll und dadurch erfolgreich sein (Potenziale!), wie das angebotene Wissen einerseits im Sinne von Wissenslandkarten nutzbar ist und andererseits über längere Zeit durch den Nutzer nachhaltig anwendbar ist. Weitere wichtige Wortpaare in diesem Kontext lauten: Bewusstsein und Verstehen, Neugier und Motivation, Inspiration und Kreativität.
Die Lernstätten der Menschheit, die Hüter und Vermittler von Wissen aber noch vielmehr die heranwachsenden Generationen und ihre gesetzlichen Vertreter sind mit der Verfügbarkeit und den mit wachsenden Anspruchsprofilen für Berufe überfordert, ohne es sich eingestehen oder öffentlich diskutieren zu können oder dürfen. Überfordert mit der Komplexität scheint mir aber in jedem Fall unsere politische Struktur und ihre gewählten Vertreter. Zu föderalistisches und wahltaktisches Denken sowie die damit verbundenen Interessen behindern oder verhindern wichtige kreative Diskussionen um neue Sicht- und Vorgehensweisen in dieser Sache.
Die Studie eines oder mehrerer Bundesämter sollen gemäss einer Nachrichtenmeldung gerade eines der Kernprobleme herausgeschält haben.
Als aufmerksamer Zuhörer werde ich da mit erstaunlichen aber auch frustrierende Erkenntnissen konfrontiert. Da ist von zu früher Ausrichtung und beruflicher Selektion die Rede, vom zu wenig berücksichtigten, altersbedingten, unterschiedlichen Entwicklungsstand der heranwachsenden Generationen und damit vom Verlust von wichtigem Potenzial einer sich in die Zukunft entwickelnden Gesellschaft.
Aber wo bleibt hier die Resonanz in der politischen Landschaft und die öffentliche Diskussion? Wo bleiben der Erneuerungs- und Innovationswille?
Dem alten Paradigma stehen die Methoden an der ETH Zürich in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften) gegenüber, die vermehrt auf das explorierende und erlebte Lernen setzen und damit den Studierenden erlauben eigene Wissensbedürfnis-Profile zu erarbeiten.
Leider scheinen sich diese Erkenntnisse noch nicht in den unteren Bildungsstufen durchgesetzt zu haben. Da wird weiterhin unverdrossen an den Stellschrauben von Informationsvolumen und -geschwindigkeit gedreht. Der vorgegebene Schulstoff wird über einen Trichter (Stufe) in die Schüler abgefüllt. Zu lernen die richtigen Fragen in einem Kontext zu stellen, erarbeitetes Wissen zu vernetzen und interdisziplinär zu denken stehen dem büffeln und auswendig lernen müssen diametral gegenüber. Neigungen wie Vernetzungs-Kreativität und kommunikative Fähigkeiten können sich nicht zeigen, aber andere wie Merkfähigkeit, fachspezifische Wissen und Disziplin werden in der Wertung stark gewichtet. Die Resultate sind: Sich verlierendes Wissen, da es auswendig gelernt und oft nicht begriffen ist; hohe fachspezifische Kompetenz aber zu wenig vernetzt, mit dem Risiko von nicht Sinn stiftenden ideologisch geführten fachspezifischen Auseinandersetzungen; Lern-Traumatas durch zu grosse Lernvolumina in einer Zeit, in der das stete Weiterbilden ein Merkmal der sich entwickelnden Gesellschaft wird; … Wir werden nicht umhin kommen, diese uralt Lernansätze schnellst möglich in Frage zu stellen und mit den jüngeren Generationen neue Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Flut von Wissen zu entwickeln.
Das nachfolgende Modell - self-universe - soll anregen, inspirieren und nachdenklich machen. Es geht von der Grundannahme aus, dass wir uns nicht mehr alles sondern selektiver Wissen holen.
Ein sich an individuell gewählten Kontexten orientierendes und persönliches Profil ist das Ziel. Die methodische Aufarbeitung soll über die Fähigkeit entsprechende Leitfragen zu formulieren erfolgen. Wissen wird in einer ersten Phase und der Übersicht sowie der Einordnung dienend über komprimierte (Abstracts, Aufsätze,...) Wissensgefässe angeboten. In einer zweiten Phase soll dann, wiederum durch Fragen geführt, über ausführlichere Gefässe (Bücher, wissenschaftliche Abhandlungen,...) eine Vertiefung ermöglicht werden. Der Schwerpunkt liegt in dieser Vorgehensweise mehr auf den Fähigkeiten die richtigen Fragen zu stellen und damit die Kompetenzen Selektion und interdisziplinäres Denken zu fördern. Wünschenswerte Effekte sind mehr Empathie durch übergeordnetes Verstehen, breitere Lösungsansätze bei Problemstellungen und weniger ideologisch geführte Auseinandersetzungen.
Wissensmanagement: bisher...
Wissensmanagement: zusätzliches Element...
Wissensmanagement: neu...
Leitmodell
Das begleitende Modell und Methode, self-universe, geht davon aus, dass sich der Mensch immer in einem persönlichen Beziehungsplanetarium befindet analog unserem Sonnensystem. Dieses setzt zusammen aus einer Eigenwelt (Ich-Ich Beziehung), einer Privatwelt (Ich-Familie/Kultur Beziehung) und einer Arbeitswelt (Ich-Beruf/Organisation Beziehung). Zusammengehalten wird dieses System durch den zentralen Sinn. Die jeweiligen Beziehungswelten sind zudem grob in 4 Ebenen unterteilt. Alle für das Individuum relevanten Fragestellungen ergeben sich aus diesen Beziehungskonstellationen heraus. Die Antworten möglicherweise auch?
Thesen zum Kontext Beziehung
Menschen brauchen Beziehungen.
Menschen leben immer in Beziehung.
Menschen können nicht beziehungslos leben ohne krank zu werden.
Die meisten Fragestellungen der Menschen ergeben sich aus den unterschiedlichen Beziehungskonstellationen heraus.
Es gibt gefühlsbezogene Beziehungen.
Es gibt vernunftbezogene Beziehungen.
Beziehungen und deren Gestaltung haben immer einen Sinn-Bezug.
Die Grundlage und damit auch die Qualität einer Beziehung beruht auf einem gegenseitigen Werte-Verständnis.
Die ausgehende Beziehung ist die Beziehung zu mir selbst.
Wissen & Thesen
Wissen entsteht oft aus Fragen.
Fragen entstehen meist (immer?) aus einem Beziehungskontext heraus.
Wissen entsteht in Genen, aus Erfahrungen und aus Angelerntem.
Wissen ist für die Beziehungsgestaltung eine wichtige Grundlage.
Über Fragen führen wir, über erleben lernen wir, über lernen wissen wir.
Fragen sind die Grundlage von Profilen.
Fragen sind das Resultat unserer Neugier.
Ohne Neugier kein nachhaltiges Wissen.